Der Koran spricht von Moses (Musa), und die Bibel erläutert seine Rolle in der Geschichte. Als Israel dem Pharao entkam und aus Ägypten auszog, offenbarte sich Gott als derjenige, der das Elend sieht und herabkommt, um Befreiung vom Unterdrücker zu bringen (Exodus 3:7-8). Er ruft auch dazu auf, die von Menschen geschaffenen Götzen aufzugeben und aus okkulten Systemen auszusteigen, weil beides den wahren Gott verdunkelt und die Menschen versklavt. Am Berg Sinai hatte Israel dem zugestimmt (Exodus 19), und das Volk hörte allmählich auf, Unrecht zu tun und Magie zu treiben (Exodus 22:17-26): Es beendete Kinderopfer und Prostitution, die zu den magischen Riten für die Baale gehörten, welche der Prophet Baruch als Dämonenanbetung bezeichnet (Baruch 4:7). Israels neue Art zu leben führte allmählich zur Organisationsform eines Königreichs, vor allem mit König David (Daoud).
Der Koran zitiert mehrere biblische Propheten, wie Nahum, Maleachi, Jeremia und Jesaja. Sie lebten zu Zeiten grosser Heimsuchungen. Nachdem das Königreich Samaria 721 v. Chr. an die Assyrer gefallen war, konnten die Gläubigen nicht mehr durch Siege getröstet werden, sondern von nun an wurden die Menschen bei der Unterscheidung von Gut und Böse nur noch durch innere Zeichen geführt. Jerusalem wurde im Jahr 598 v. Chr. niedergebrannt. Und Gott schien zu schweigen. Die Propheten beteten. Mussten die Menschen für ihre Sünde oder die ihrer Vorfahren büssen? Es war an der Zeit, demütiger zu werden, unendlich viel demütiger. Cyrus, der Perser, glaubte an eine einzige Gottheit, Ahura-Mazda, die es ihm ermöglichte, sein Reich friedlich zu zentralisieren und Philosophen und Glauben zu vereinen, aber es war eine abstrakte, unpersönliche Gottheit. Der Prophet Jesaja war von ihr nicht beeindruckt, er stimmte zwar der Idee eines einzigen Gottes zu, aber dieser Gott ist der persönliche Gott, der sich am Berg Sinai geoffenbart hatte (Jesaja 44:6).
Eines Tages kehrten die Exilanten in ihr Land zurück. Der Tempel wurde wiederaufgebaut. Einige meinten demütig, niemand könne behaupten, er verstehe das himmlische Licht, nicht einmal der Sanhedrin, denn die Sünde trübe die Herzen zu sehr. Gott brauchte einen nicht mit Händen gemachten Tempel, einen himmlischen Tempel, eine neue Art von Vergebung, dann hätte man Licht. „Ach, dass du doch den Himmel zerrissest, herniederstiegst, dass Berge vor dir ins Schwanken gerieten!“ (Jesaja 63:19).
Der Prophet Daniel kündigt das Kommen von Al-Massih an, einem Messias „im Allerheiligsten“, der Wohnung Gottes, er ist auch „Messias-Fürst“, also König, aber auch „massakrierter Messias“ (Dan 9:24-26). Daniels Prophezeiung erstreckt sich über siebzig Wochen, die nach den numerischen Gewohnheiten des alten Ostens gelesen werden, so dass sie höchstwahrscheinlich in Wochen, die aus Jahren bestehen (Dan 9:24-25), dann aus Monaten (Dan 9:26), dann aus Tagen (Dan 9:27) gezählt werden, mit einer Spanne von 70 Jahren, d.h. für einen Zeitraum, der das Leben von Maryam und ihrem Sohn Al-Massih umfasst.
Der Weise aus dem Buch der Weisheit denkt über den Irrtum der Gottlosen nach, die sagen: „Ist der Gerechte wirklich der Sohn Gottes, dann nimmt sich Gott seiner an und entreißt ihn der Hand seiner Gegner. Durch Erniedrigung und Folter wollen wir ihn auf die Probe stellen, um seine Sanftmut kennenzulernen und seine Widerstandskraft auf die Probe zu stellen. Zu einem ehrlosen Tod wollen wir ihn verurteilen, er behauptet ja, es werde ihm Hilfe zuteil“ (Weisheit 2:18-20). Und der Weise bemerkt: „So denken sie, aber sie irren sich, denn ihre Schlechtigkeit macht sie blind. Sie verstehen von Gottes Geheimnissen nichts, sie hoffen nicht auf Lohn für Heiligkeit, sie erwarten keine Belohnung für reine Seelen […] Doch durch den Neid des Teufels [Iblis] kam der Tod in die Welt, und ihn erfahren alle, die ihm angehören!“ (Weisheit 2:21-24).