In der Sure Der Tisch wird berichtet, dass ‘Issa (Jesus) Leben spendet: „Und mit meiner Erlaubnis hast du die Toten wiederbelebt“ (S. 5:110), was sich im Evangelium beispielsweise auf die Wiederbelebung des vier Tage zuvor verstorbenen Lazarus bezieht (Johannes 11).
In der Sura Maryam heisst es:„Und der Friede sei auf mir [‘Issa] am Tag, da ich geboren wurde, und am Tag, da ich sterbe, und am Tag da ich wieder zum Leben auferweckt werde“ (S. 19:33). Jesus (‘Issa) starb einen grausamen Tod. Wenn er daraufhin „zum Leben erweckt“ wird, kommt er dann zurück, um Rache zu nehmen? Im Evangelium heisst es: „Am Abend dieses ersten Tages der Woche [Sonntag nach dem Passahfest], als die Jünger aus Furcht vor den Juden bei verschlossenen Türen beisammen waren, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: 'Friede sei mit euch‘ “ (Joh 20:19). Er bringt Frieden - und noch mehr - er erscheint nicht, um zusammen mit seinen Freunden eine Racheaktion zu organisieren. Wird seine Rache aufgeschoben bis zu dem Tag, an dem er kommt, um zu richten?
Auch dieser „Tag des Gerichts“ wird keine Rache sein, sondern die Reinigung, die für die Vollendung der Herrschaft Gottes auf Erden notwendig ist, und zwar durch die Vernichtung des Antichristen Ad-Dajjâl und derer, die ihn eindeutig gewählt haben. Die Zeit dieser Herrschaft Jesu Christi wird der Vorbereitung auf den Tag der Auferstehung der Toten dienen. Da Jesus (‘Issa) als erster auferstanden ist, eröffnet er diesen Weg zur Auferstehung der Toten, den wir erwarten.
Der Koran hat diese Erwartung der Auferstehung der Toten beibehalten, indem er betont, dass Allah in der Lage ist, sie zu vollenden (Sure Die Auferstehung 75:1-4), aber er hat das Szenario für das Ende aus den Augen verloren. Der Koran stellt die Frage: „Hat dieser (Gott) nicht die Macht, die Toten wieder lebendig zu machen?“ (S. 75:40), aber er erklärt nicht mehr wie und warum. Der heilige Paulus erklärt, wie wir auferstehen werden, nämlich mit einem unvergänglichen, herrlichen, starken, geistlichen Leib (1. Korinther 15:35-44). Der Grund für die Auferstehung ist die Wiedervereinigung mit Gott unter Einbeziehung all dessen, was man auf der Erde war, aber gereinigt. Jesus (‘Issa) ist der erste auf diesem Weg, und mehr.
Nachdem er den Tod erfahren hat, bringt Jesus, das Wort, das von Gott ausgeht, Leben in den Aufenthaltsort der Toten, und zwar durch seine Stimme, in einer Begegnung: „Amen, amen, ich sage euch, die Stunde kommt - und sie ist schon gekommen -, in der die Toten die Stimme des Menschensohns hören, und die ihn hören, werden wieder lebendig. Denn wie der Vater das Leben in seiner Person ist, so hat er es seinem Sohn (Ibn) gegeben, damit er das Leben in seiner Person habe, und er bevollmächtigt ihn auch, Richter zu sein, denn er ist der Menschensohn“ (Joh 5:25-27). Jesus ‘Issa ist der Menschensohn, d. h. derjenige, von dem der Prophet Daniel ankündigte, er werde auf den Wolken des Himmels kommen, um die Erde zu richten (Dan 7). Wenn er also wiederkommt, nicht auf der Erde (das ist sinnlos und irreführend), sondern „in den Wolken“ (Mt 24:30), werden die einen ihn erkennen und annehmen, die anderen werden es nicht einmal ertragen können, ihn zu sehen, und so wird das Gericht der Welt durch die Begegnung mit ihm vollzogen werden.
In der Zwischenzeit kann uns der auferstandene Jesus (‘Issa) bereits durch seinen Heiligen Geist begegnen und uns fragen, wie er es bei Petrus am See tat: "Liebst du mich? (Johannes 21:15). Jesus ‘Issa zu lieben bedeutet, ihm zu folgen. Die Geschichte der Auferstehung von Jesus (‘Issa) ist in gewisser Weise eine Rache der Liebe gegen das Böse, die von einem Gott ausgeht, der das Gute und das Leben will.
Wenn Jesus (‘Issa) mit seinem auferstandenen Leib (unvergänglich, herrlich, stark, geistig ‒ 1 Kor 15:35-44) erscheint und die Erde gerichtet hat, wird er nicht durch physischen, militärischen Zwang regieren, sondern durch die Anziehungskraft seiner Liebe („Liebst du mich?“); dadurch wird er die noch Lebenden auf das Leben im Himmel vorbereiten. Schliesslich wird er uns in den Himmel bringen, damit wir immer in der göttlichen Liebe leben können, und dann wird sich die Verheissung des Engels Gabriel (Jibril) an Maria voll und ganz erfüllen: „Sein Reich wird kein Ende haben“ (Lukas 1:30).