11. Ist es gut oder schlecht, dem Schicksal ergeben zu sein?

Alles steht geschrieben, maktoub, wir können daran nichts ändern: Der Wille Allahs wird im Allgemeinen als die Anwendung eines vorher geschriebenen Programms betrachtet, wie ein Buch oder, wie wir heute sagen würden, ein Computerprogramm. Einige muslimische Gelehrte würden gerne wie Christen sprechen und die Begriffe freier menschlicher Wille und allwissender Wille Gottes miteinander verbinden. Aber sie stossen sich an mehreren Suren im Koran, welche die Prädestinationslehre bestätigen, die zu einem der Grundsätze des muslimischen Glaubens gehört [1]. Man kann nur das tun, was Allah für einen aufgeschrieben hat (Sure Die Reue 9:51). Ein Mensch kann von Allah (gut) geleitet werden, aber auch umgekehrt: Allah kann ihn auch in die Irre führen, und dann ist er verloren (Sure Die Höhen 7:178-179).

In einem berühmten Hadith heisst es: „Der Engel haucht dem Embryo im Mutterleib den Lebensgeist ein und befiehlt in vier Worten, was festgeschrieben ist: das, wovon ein Mensch seinen Unterhalt bestreitet, das Ende des Lebens, seine Taten und sein Glück oder Unglück. Ich schwöre bei Allah, neben dem es keinen anderen Gott gibt, dass derjenige, der mit den Leuten des Paradieses handelt, bis er ihnen auf Armlänge nahe kommt, zermalmt werden wird, wenn es für ihn vorgeschrieben ist: Er wird handeln wie die Leute der Hölle, und er wird in die Hölle kommen. Wer mit den Leuten der Hölle handelt, bis er ihnen auf Armlänge nahe kommt, der wird umgedreht werden, wie es für ihn vorgeschrieben ist: Er wird wie die Leute des Paradieses handeln und er wird ins Paradies gehen“ [2].

 

11a sans texte

 

 

Wenn Gott der « Herr » ist und wenn er Allah ist, der Höchste, wer kann dann meinen, er dürfte in Seinem Namen richten oder töten?

Alles wäre also im Voraus festgelegt, einschliesslich des ewigen Schicksals im Paradies oder in der Hölle. Ein ewiges Dekret hat sogar entschieden, dass einige nicht glauben werden (Sure Ya' Sîn 36:7-10). Dieses Dogma führt daher zu einer Aufteilung der Menschheit in diejenigen, die für den Himmel vorherbestimmt sind, und diejenigen, die für die Hölle prädestiniert sind.

Die sehr alte und zugleich auch heute noch gehegte Vorstellung, dass es zur Verantwortung der Muslime gehört, den Islam durchzusetzen, steht in gewisser Weise im Widerspruch zur Vorstellung von der Allmacht Allahs. Könnte es sein, dass man sich selbst beweisen will, dass man zu den „Geretteten“ gehört, die für das Paradies bestimmt sind? Wieviele Nicht-Muslime muss man töten, um sicher zu denen gehören „die Gott liebt“, die „für Seine Sache kämpfen zum Tod in Reihe“ (Sure Die Reihe 61:4)?

Liebt uns der S

Jesus (‘Issa) sagt uns: „Werdet Söhne (Ibn) eures Vaters im Himmel, denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte“ (Matthäus 5:45). Und der heilige Paulus verwendet das Bild des Töpfers: Gott ist der Töpfer, der die Gerechten formt, aber die Bösen erträgt (Röm 9:21-23). Wenn der heilige Paulus sagt, Gott der Vater „hat uns vorherbestimmt […], damit wir heilig und untadelig leben vor seinem Angesicht in der Liebe" (Epheser 1:4-5), dann handelt es sich nicht um Determination, sondern einfach darum, dass Gott uns nicht ohne Ziel und um der Absurdität willen geschaffen hat, sondern zur Heiligkeit und Liebe.

Die Jungfrau Maria, Maryam, die Reinste, hilft uns, einen scheinbar grossen Widerspruch in unserem Denken zu überwinden: Einerseits soll Gott alles wissen (Er ist allwissend) und hätte alles programmiert, andererseits müsste man aus freien Stücken handeln. Wie soll das gehen?

chöpfer nicht auf eine viel einfachere Weise ?

Maryam bringt uns die wahre Erkenntnis von Gottes Willen: Sie hat erfahren, dass Gott uns in die Geschichte eines Bundes mit ihm eintreten lässt, in einen Bund, der die Freiheit und die Wünsche des Menschen berücksichtigt, bis dahin, dass er das Angebot macht, dass man mit ihm zum Wohl ausnahmslos aller Menschen zusammenzuarbeiten darf.

Nde

 


[1] https://oumma.com/les-6-piliers-de-la-foi-de-lislam/

 [2] Al Bukhari, Translation of the Meanings of Sahih of Al-Bukhari, Band 8, Medina 1970, S. 387