22. Ist Muḥammad (~) der von ‘Issa verheißene Paraklet?

IIn der Sura Die Reihe stellt sich ‘Issa als Gesandter vor „bestätigend, was von der Thora vor mir (offenbart) war, und verkündend, der nach mir kommen wird“ (S. 61:6). Demnach hätte ‘Issa Mu-ḥammad (= Aḥmad) angekündigt. Man muss jedoch beachten, dass nach der sehr alten Version von 'Ubayy in der Mitte dieses Verses vielmehr folgendes zu lesen ist: „und ich kündige euch einen Propheten (nabiy) an, dessen Gemeinschaft (umma) die letzte Gemeinschaft sein wird und durch den Gott ein Siegel auf die Propheten (nabiyûn) und Gesandten (rusul) setzen wird“ [1].

Wenn man sich an die übliche Version des Korans und seiner Kommentare hält, dann hätte das griechische Johannesevangelium tatsächlich Muḥammad unter dem Begriff paraklètos angekündigt, denn, so hat man uns erklärt, wenn man das griechische Wort paraklètos auf arabische Weise transkribiert (ohne die Vokale zu berücksichtigen), ergibt dies brklts (lies: biriklutos); dies ist aber zufällig auch die arabische Transkription eines anderen griechischen Begriffs: periklutos. Periklutos bedeutet berühmt, also gepriesen. Es genügt also, dass mu-ḥammad „der Gepriesene“ bedeutet, um zu sagen, dass ‘Issa (Jesus) ihn angekündigt hat. Es liegt auf der Hand, dass nur eine arabischsprachige Bevölkerung diesem Taschenspielertrick Glauben schenken kann; es handelt sich hierbei um eine „interne Apologetik“, d.h. um einen Diskurs, den nur Muslime unter sich führen können.

Jesus (‘Issa) hat jedoch sehr wohl einen ‚Parakleten‘ versprochen, den der Vater senden würde (Johannes 14:16-17; 15:26-27). Was bedeutete dieses Wort? In der semitischen Welt ist ein paraklita ein Souffleur, der dem Rezitator der heiligen Texte zur Seite steht, und vor Gericht ist es der Verteidiger, der dem Zeugen seine vorbereitete Aussage (vorzugsweise auswendig) ‚vorbläst‘, ohne jedoch stellvertretend für ihn zu sprechen. Der neue ‚Paraklet‘, den die Jünger Jesu brauchen werden, ist der Geist Gottes, der Geist der Wahrheit. Sie werden Zeugnis ablegen müssen, einige von ihnen werden Märtyrer sein - Zeugen der Wahrheit. Der Geist, der diese Jünger inspiriert, ist der Geist Jesu selbst, damit sie weiterhin sein Wort und sein Leben in die Welt bringen.

 

 

Aquarelle 1

 

Wir lesen: „Der Heilige Geist, der Paraklet, den der Vater in meinem Namen senden wird, wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe“ (Johannes 14:26). Wenn Jesus (‘Issa) sagt: „Wer an mich glaubt, nach dem Wort der Schrift, aus dessen Inneren werden Ströme lebendigen Wassers fließen“ (Johannes 7:38), erklärt der Evangelist: „Er sprach von dem Geist, den diejenigen empfangen sollten, die an ihn glauben“ (Johannes 7:39).

Das Johannesevangelium zeigt uns, dass Jesus den Geist in dem Moment gibt, in dem er stirbt, d. h. er gibt ihn weiter (Joh 19:30), und dass sein Gewand nicht zerrissen wird, was ein Zeichen für die Einheit der Jünger. Christen sind durch den Geist Jesu geeint. Sie sind aber nicht wie Soldaten vereint, die gegen den Feind kämpfen, sondern als Jünger, die Söhne des Vaters geworden sind. Sie erfahren, dass sie zu einer neuen Familie gehören, die Jesus (‘Issa) seiner Mutter, Maria, der Reinsten, anvertraut hat (Joh 19:25-27).

Diese Erfahrung begann mit dem Pfingstfest und dauert bis heute an.

„Die Frucht des Geistes ist Liebe, Freude, Frieden, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Enthaltsamkeit“

(Galater 5:22-23).

Pentecote

Das Wort Frieden ‚Shlama‘ bezeichnet den inneren Frieden, das ‚Wohlbefinden‘ mit Gott, das Jesus schenkt, im Gegensatz zu ‚Shayna‘, das sich auf den äusseren Frieden bezieht.


[1] Die Abschriften der Version von Ubayy Ibn Ka'ab entgingen nicht der systematischen Zerstörung von Dokumenten im siebten und achten Jahrhundert durch die islamischen Behörden, aber dank der Zitate daraus kennen wir seine Version des Verses 61 der Sure 6.